Historische Altstadt (Rundgang)

 

Historischer Rundgang durch das Klosterstädtchen

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(Autorin: Petra Beisel-Autenrieth)


Klostergrundriss Die Stadt Schönau hat sich im Rahmen der Stadtkernsanierung die Nachvollziehbarkeit der ehemaligen Klosteranlage zum Ziel gesetzt und mit dem Verein "Alt Schönau" einen historischen Rundgang erarbeitet. Wenn man den nummerierten Stationen folgt, erhält man einen Eindruck von der ehemaligen Klosteranlage und der Entwicklung der Stadt in den späteren Jahrhunderten. Sie können sich hier den Plan sowie die Beschreibung der einzelnen Stationen ausdrucken und auf eigene Faust den Spuren des Schönauer Klosters folgen. Viel Spaß!

Neben den noch vorhandenen Klosterbauten werden einige der wertvollen Ausgrabungsbefunde als "historische Schaufenster" offen gehalten. Durch die sich deutlich abhebende großformatige Sandsteinpflasterung werden die unter der Straßenfläche vorhandenen Originale der ehemaligen Klosteranlage dargestellt.

1. Refektorium
Ehemaliger Speisesaal der Mönche, heute evangelische Stadtkirche.
Der romanisch konzipierte Bau wurde über einem halb so großen Vorgängerbau um 1230/40 errichtet. Er zeigt mainfränkische, burgundische und schwäbische Formensprache und weist in einigen Details auf die beginnende Gotik hin. Einige der aufgestellten Grabplatten stammen aus der ehemaligen Klosterkirche.

2. Klosterküche
Verlauf der Fundamente im Pflaster dargestellt.
In der Westwand des Refektoriums befinden sich Reste einer Konsole und eines Gurtbogens der annähernd quadratischen (zweischiffigen) Küche, deren Gewölbe von einer Mittelsäule getragen wurde. Der Zugang zur Küche erfolgte vom Kreuzgang aus. Die Konversen gelangten über eine Tür in der östlichen Wand des Konversenbaus und über eine weitere im Kreuzgangwestflügel in den Kreuzgang und die Küche.

3. Kreuzgang und Lavatorium
Einziges noch erhaltenes Kreuzgangjoch mit Zugängen zu Refektorium und Lavatorium (Brunnenhaus).
Der Kreuzgang wies zuerst ein Kreuznahtgewölbe, sekundär ein Kreuzrippengewölbe auf. Die Veränderung der Einwölbung ist oberhalb des ehemaligen Portals des Lavatoriums am noch vorhandenen Schildbogen des primären Gewölbes zu erkennen. Im Lavatorium befand sich eine Brunnenschale, die heute auf dem Marktplatz (Station 19) aufgestellt ist.

4. Kalefaktorium
Verlauf der Fundamente im Pflaster dargestellt.
Dieser vermutlich zweigeschossige Bau war einer der drei Orte des Klosters (neben Küche und Infirmerie), an denen Feuerstellen erlaubt waren. Der Boden des Erdgeschosses dieses Wärmehauses lag tiefer als der des Refektoriums und enthielt eine offene Feuerstelle.

5. Katholische Kirche
Längsmauern z.T. auf Umfassungsmauern des Lavatoriums.
Die nach 1650 entstandene katholische Gemeinde wurde seelsorgerisch zuerst von Heiligkreuzsteinach aus betreut, 1723 wurde eine katholische Kirche in Schönau erwähnt (eventuell im Lavatorium). Die heutige Kirche wurde 1737/39 erbaut und dem Hl. Michael geweiht. Der Raum über dem Kreuzgangjoch war im 18. Jahrhundert Rathaus und beherbergt heute die Stieffell-Orgel der Kirche.

6. Fraternei
Verlauf der Fundamente der Fraternei (Arbeitssaal der Mönche) z.T. im Pflaster dargestellt.
Die Fraternei war ­ wie alle Räume des Ostbaus ­ zweischiffig (siehe dazu auch die Darstellung der ergrabenen Säulenreste im Pflaster) und diente den Mönchen für verschiedene Tätigkeiten während der Arbeitsstunden des Tages.

7. Parlatorium oder Auditorium
Verlauf der Fundamente im Pflaster dargestellt.
Dieser eingewölbte Raum hatte die Größe eines Jochs des zweischiffigen Ostbaus; Reste von Gewölbekonsolen sind in der Südmauer des heutigen Rathauses noch vorhanden. Der Raum wurde für Gespräche genutzt, die dem für Arbeit und Organisation notwendigen Informationsaustausch dienten. Außerhalb dieses Raumes galt für die Zisterziensermönche das Schweigegebot.

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8. Durchgang zur Infirmerie
Verlauf der Fundamente durch Aufmauerung dargestellt.
Mauerreste dieses Flurs, der vom Kreuzgang durch den Ostbau zur Infirmerie (Krankenhaus) und zum vielleicht ebenfalls dort gelegenen Novizenhaus führte, sind im Keller des Rathauses noch vorhanden. Ob sich hier oder an anderer Stelle die Tagestreppe zum Dormitorium befand, ist noch nicht geklärt. Hinter dem Rathaus sind noch Fundamente des wahrscheinlich überdachten Gangs zur Infirmerie vorhanden.

9. Kapitelsaal
Verlauf der Fundamente durch Aufmauerung dargestellt.
Mauerreste sowie die Base der achteckigen Mittelstütze dieses Raumes sind im Keller des Rathauses noch vorhanden. Der Umbau um 1300 führte zu einem annähernd quadratischen Grundriss. Im Kapitelsaal wurde an jedem Morgen ein Kapitel der Benediktsregel verlesen, hier wurden Regelverstöße verhandelt, aber auch Fragen der Klosterwirtschaft. Weiterhin diente er als Begräbnisstätte.

10. Sakristei
Verlauf der Fundamente im Pflaster und durch Aufmauerung dargestellt.
Die Sakristei diente der Aufbewahrung der liturgischen Gewänder, Gerätschaften und Bücher. Die unter der Überdachung aufgestellten Grabplatten waren für Bürger aus der Umgebung bestimmt und stammen aus dem Kreuzgang, die ebenfalls hier aufgestellten Bauspolien aus verschiedenen Gebäuden des Klausurbereichs.

11. Dormitorium
Der Schlafsaal der Mönche erstreckte sich über die gesamte Länge des Ostbaus (also von der Sakristei bis zur Fraternei) und befand sich in dessen Obergeschoss. In den Anfängen der Klosterzeit war er ein einziger offener Raum, dem die Latrinen angeschlossen waren. Der Zugang erfolgte über die Tagestreppe, deren Lage noch nicht bekannt ist, und die Nachttreppe, die sich im südlichen Querhaus der Klosterkirche befand.

12. Grabplatten
Angehöriger des Adels der Umgebung.
Diese Platten wurden aus ihrer ursprünglichen Lage (vermutlich im Kreuzgang) von Wallonen nach der Auflösung des Klosters entfernt und zum Hausbau benutzt. Häuser des Stadtkerns enthalten noch heute Reste von Grabplatten und Bauspolien der Klosterzeit (siehe z.B. Nordwestecke des Hauses gegenüber).

13. Vierung der Klosterkirche
Basen dreier Vierungspfeiler im Pflaster bzw. durch Aufmauerung dargestellt.
Ein Teil der Basis des südöstlichen Vierungspfeilers ist im Original zu sehen. Das erhöht stehende Haus (Nr. 34), das nach Osten zu an die Vierung anschließt, steht auf dem Chor der Kirche. Beim Bau des Hauses wurden die Grabplatte, die Gebeine und der Totenring des Bischofs Konrad von Hildesheim (Ý1249) ­ vermutlich aus der Familie der Schenken von Erbach ­ ergraben.

14. Klosterkirche
Nördliches Querschiff mit Altarkonchen.
Vor den beiden Altarkonchen befanden sich acht Grabplatten (12. bis Mitte 15. Jahrhundert), von denen sieben erhalten sind und sich in Schönau befinden. Die beiden Konchen gehörten zu den insgesamt zwölf Kapellen, die sich um das Chorquadrat gruppierten und aus liturgischen Gründen in dieser Anzahl notwendig waren. Im rechten hinteren Ausgrabungsbereich ist die Lage des nordöstlichen Vierungspfeilers (Aufmauerung) zu erkennen.

15. Totenpforte der Klosterkirche
Verlauf der Fundamente der Nordmauer des nördlichen Querhauses im Pflaster dargestellt.
Diese Tür führte zum Friedhof des Klosters; durch sie wurden die verstorbenen Mönche zum Begräbnis getragen. Auch die Konversenmönche (Laienbrüder), die während ihres Lebens Vierung und Chor der Kirche bei Gebet und Gottesdienst nicht betreten durften, wurden auf diesem Weg zur Bestattung gebracht.

16. Abtshaus
Nach Osten gelegen befand sich außerhalb der Klausurgebäude das Abtshaus mit Blick auf das Haupttor des Klosters. Auf Teilen der Fundamente dieses Gebäudes steht heute das Forsthaus der "Evangelischen Pflege Schönau", in deren Hände der Klosterbesitz nach der Auflösung desselben überging. Rechts neben dem Forsthaus ist in der dort befindlichen Mauer das Gewände eines gotischen Portals zu erkennen.

17. Infirmerie
Verlauf der Fundamente und Basen zweier Säulen im Pflaster dargestellt.
Nach der Benediktsregel sollen "die kranken Brüder einen eigenen Raum haben und einen Pfleger, der Gott fürchtet und ihnen sorgfältig und eifrig dient." Dieser Ort ­ die Infirmerie ­ wurde ­ wie die meisten anderen Klostergebäude auch ­ in nachklösterlicher Zeit als Steinbruch benutzt; die hier verlaufende Straße wird noch heute im Volksmund als "Steinhaufen" bezeichnet.

18. Ruprechtskapelle
Der gotische Bau wurde von Pfalzgraf Ruprecht I. im 14. Jahrhundert gestiftet und an die Klosterkirche angebaut. Der Sockelrest, der den westlichen Abschluss der Kapelle bildete, ist in der Wand des gegenüberliegenden Hauses noch zu erkennen; die Westmauer dieses Hauses wurde auf die Westmauer der Ruprechtskapelle gesetzt.

19. Marktplatzbrunnen
Das große Wasserbecken aus dem 13. Jahrhundert, das zur Klosterzeit im Lavatorium (Station 3) stand, wurde aus einem Sandsteinblock gehauen und weist als Grundform einen Sechspass auf, der durch Kugelsegmente zur Schalenform ergänzt wird. Der von einem Pinienzapfen gekrönte Brunnenstock wurde 1833 in die Schale eingesetzt.

20. Klostertor und Pfortenhaus
Der romanische Torbau aus dem 13. Jahrhundert weist eine Wagendurchfahrt und eine Fußgängerpforte auf. Die seitlichen Mauerpfeiler sind nach innen fortgesetzt, da sie einst einen Fachwerkoberbau trugen.
An der Nordseite des Tores befand sich das Pförtnerhaus; das nun hier befindliche Gebäude verläuft teilweise auf seinen Grundmauern.
Auch Teile der Bachmauer der Steinach sind klosterzeitlich.

21. Torhaus
Ehemalige Torkapelle St. Georg.
Das Fachwerkgebäude wurde am Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und später mehrfach umgebaut. Es wurde auf die Fundamente und unter Benutzung von Mauer- und Architekturteilen (z.B. gotisches Portal, Spitzbogenfensterchen in der Nordwand) der 1326 erstmals erwähnten Pfortenkapelle gebaut. Diese Georgskapelle war auch für Frauen, denen der gesamte Klosterbezirk verschlossen blieb, zugänglich.

22.a Klosterkirche
Restaurierte Fundamente der Westfassade
Die Kirche wurde vermutlich in der Zeit von 1167 bis etwa 1215/20 als dreischiffige romanische Basilika erbaut. Trotz aller zisterziensischen Schlichtheit symbolisierten die verwendeten Materialien, die Vollkommenheit der Ausführung und die gewaltigen Ausmaße (Länge 84 m) die Bedeutung der Abtei. Das auf die Hauswand gemalte Portal soll einen Eindruck von der Höhe der Klosterkirche (Giebelhöhe vermutlich 23 m) vermitteln.

22.b Konversenbau
Original eines Teils des nördlichen Gebäudesockels; Verlauf der Fundamente z.T. im Pflaster dargestellt.
Der im Westen der Klosterkirche befindliche Bau (Länge 66,5 m) war von den Klausurgebäuden durch die Konversengasse getrennt, so wie auch die Konversenmönche (Laienbrüder), die für die Klosterwirtschaft zuständig waren, eine eigene Gemeinschaft bildeten. Von sozialen Spannungen blieb deshalb auch die Zweiklassengesellschaft im Kloster Schönau nicht verschont.

23. Vermutliches Klostergasthaus
Das heutige Gasthaus ­ das älteste im Steinachtal ­ wurde vermutlich auf den Fundamenten eines älteren Gebäudes errichtet. Ursprünglich diente der Bau wahrscheinlich als Gasthaus des Klosters. Auch hierfür galt eine Anweisung der Benediktsregel: "Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus; ...Gäste sollen eine eigene Küche haben; so stören Gäste... die Brüder nicht. Diese Küche übernehmen... zwei Brüder..."

24. Zunfthaus
In seinen ältesten Teilen ist dieses Gebäude gotischen Ursprungs (siehe z.B. die Konsole an der Nordostecke) und diente vermutlich als Gästeherberge des Klosters; die Benediktsregel sagt dazu aus: "Die Unterkunft für die Gäste vertraue man einem Bruder an..."
In nachklösterlicher Zeit wurde das Haus mehrfach umgebaut und fand als Zunfthaus der Tuchmacher Verwendung (siehe dazu die Holzmedaillons).

25. Ern
Dieser Flur im Konversenbau ermöglichte den Durchgang durch das Konversengebäude zur Konversengasse. Durch Türbögen, die heute noch erhalten sind, konnte man von diesem Flur aus den nördlichen und südlichen Teil des Gebäudes betreten. In diesem Bau befanden sich im Erdgeschoss das Refektorium der Laienbrüder sowie Kellerräume, im Obergeschoss das Dormitorium der Konversen.

26. Sgraffito und Innenseite des Konversenbaus
Das Sgraffito vermittelt einen Eindruck der Klosteranlage und entstand durch Privatinitiative.
Die Mauer rechts vom Treppenaufgang ist der südliche Teil der ehemaligen Ostwand des Konversenbaus. Man kann einen Konsolstein und Teile der Leibung zweier Fensteröffnungen erkennen. Im Pflaster der Kirchgasse ist das Fundament eines Pfeilers des zweischiffigen Konversenbaus nachgebildet.

27. Hühnerfautei
Das Gebäude befindet sich außerhalb des ehemaligen Klausurbereichs und war mit seiner Schauseite auf einen großen Wirtschaftshof ausgerichtet. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Profangebäude des Hochmittelalters und wurde um 1250/1251 erbaut. Besonders wertvoll ist die Hühnerfautei deshalb, weil ein großer Teil der bauzeitlichen Deckenbalken sowie große Teile sämtlicher Putz- und Malschichten noch erhalten sind.

28. Wallonenhaus
Fundamente und Teile des aufgehenden Mauerwerks entstammen der Klosterschmiede
Die Klosterschmiede war in einem großen Speichergebäude untergebracht, das sich von der Hühnerfautei bis hierher erstreckte. Um 1588 das heute hier befindliche Gebäude errichten zu können, wurde der große Speicherbau abgerissen. Bei dem Männerkopf an der obersten Treppenstufe könnte es sich um das Bildnis eines Pfarrers der calvinistischen wallonischen Gemeinde Schönaus handeln.

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